Häufig ist es ja so, dass auf dem Schulweg, in U- und S- Bahnen, höchstens nervige Sachen geschehen.
Morgens, man ist frisch aus dem Bett gefallen, nicht sonderlich gesprächig und deswegen nicht gerade erfreut, wenn man in übervollen Nahverkehrsmitteln sich die Beine in den Bauch steht und die Leute einem die Poren in der Gesichtshaut zählen können.
Auf dem Rückweg ist man oft genervt von Lehrern, Mitschülerin und außerdem lechzt man nach einem guten Mittagessen (in meinem verfressenen Fall).
Heute allerdings hatte ich zwei außerordentliche >>Erweckungserlebnisse<< in der Bahn, und zwar auf dem Rückweg von der Schule. Die Woche ist zu Ende, der Schultag war auch ganz okay, die Laune also gehoben.
Mir gegenüber ein Junge, vielleicht zehn oder zwölf Jahre, mit einem Buch, in dem er während der zwanzigminütigen Fahrt las. Nicht ein Augenaufschlag, nicht ein Nicken nach links oder rechts. Keine Pappkameraden um ihn herum, er ganz alleine da auf der Sitzbank, völlig vertieft. Darüber war ich so platt und erstaunt, dass ausnahmsweise ich mich mal nicht auf mein Buch konzentrieren konnte. Ein Junge der liest!!
Ich bin jetzt noch vollkommen ... baff!
Das zweite >>Erweckungserlebnis<< geschah dann nur ein paar Minuten später: Junge Mutter, zwei Kinder, so um die drei bis vier Jahre alt, die mir ebenfalls gegenüber saßen. Essen wird verteilt. Es gibt keine Kuchen aus einer Bäckerei, keinen Müsliriegel aus dem Supermarkt, kein Burger einer Fastfood-Kette (hat man alles schon erlebt).
Nein, sie fragt: "Was möchtest du, Apfel oder Paprika?" Und der Kleine, sich seiner Sache recht sicher: "Paprika!" Ich glaub es nicht!!
Wie viele dreizehn, vierzehnjährige Jugendliche gibt es, die um Gemüse und Obst einen so weiten Bogen machen, dass sie bis Honolulu damit kämen? Und der kleine Stöpsel isst da seelenruhig seine Paprika, während meine Welt wankend am nächsten Halt zum Stehen kommt.
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