6. September 2014

Morgens in der nicht mehr ganz so fremden, kleinen, gemütlichen Wohnung. Kaffee kochen, lesen, anziehen; die Tür öffnen (mehr Licht, die Wärme von draußen, Ruhe, Gespräche der Nachbarn). Spülen, ein Gang zum Wagen, zurückkommen: wie eine Wohnung zur Zwischenmiete im Auslandssemester, die halb-eigenen vier Wände, das nur halb verständliche der Umgebung, der Mangel an Pflichten. Ein letzter Spaziergang in die Altstadt, Polaroids für die Atmosphäre; der Weg ist nicht mehr neu und noch nicht Routine, die Wachsamkeit des ersten Tages weicht schon etwas Unbedarfterem, sodass die Stimmung der Markthalle, der Geschäfte, der Verkäufe, Autos und Marktschreiern nicht mehr aufgesogen wird, sich selbst einen Weg bahnt.
Am Nachmittag  geht es ans Meer, endlich an den Atlantik, C steuert uns sehr französisch dorthin (Leas Magen hält das nicht so richtig gut aus), dafür gelingt das Einparken binnen Sekunden. Dann der Strand, durch die Pinienwälder hinter der Düne, leichte Wellen, alles ist sehr salzig und wärmer als gedacht. Die Bierflaschen werden in den Wellen gekühlt, trocknen im Sand danach Crêpe, Pommes, Heimfahrt.
Zuhause Müdigkeitseinbruch, kein Aufraffen mehr, keine Kraft für Wein. Ein letzter Cidre, verständlich bei den ganzen Anstrengungen unter der Woche. Die letzte Nacht in der Wohnung, morgen geht es gen Rückweg.

Alltag

Zu Beginn der dritten Uniwoche ist schon fast wieder der Alltag eingekehrt: der Stundenplan steht, die Zeiteinteilung somit auch und man hat jeden Kurs inzwischen mind. einmal gehabt und weiß Bescheid "was so abgeht". Ich habe unwissentlich einen sehr genialen Wochenplan ausgearbeitet (bzw. ... jaha, wurde der mir eher so angeboten), sodass ich es tatsächlich geschafft habe, mir einen Tag komplett und einen fast komplett freizuhalten. Somit habe ich allerdings drei sehr vollgepackte Tage die Woche wo eher so nach Hause kommen, essen, schlafen angesagt ist, ich dafür die anderen beiden Tage aber ein bisschen mehr tun kann. Und genau diese beiden Tage liegen so schön, dass sie vor den "arbeitsaufwendigen" Kursen liegen, also genug Zeit bleibt um seitenlange Texte zu lesen oder zu übersetzen oder was auch immer man so tut im Studium der Skandinavistik.

5. September 2014

Ein langer Morgen in der Wohnung und endlich der Bescheid von der HU: Ich bekomme einen Studienplatz im Monobachelor Skandinavistik/ Nordeuropastudien angeboten! Na, das ist doch mal eine gute Nachricht.
Spaziergang an der Garonne, das DARWIN suchen: Endlich gefunden, zeigt es sich als die LX Factory von Bordeaux: Schicke Dinge inmitten von schicken Leuten (Theater, Design, irgendwas mit Medien?), Bionahrung, alte Möbel, Industrieschick, Portishead im Hintergrund, alte Fahrräder an der Wand, Möbel aus Paletten zwischen 20erJahre Polstern, Rohre an der Decke, Druckgrafiken und bunte Dreiecke, Frauen in hohen roten Pumps und Männer in Lederschuhen mit farbigen Sohlen, Männer mit Espressotässchen, internationale Gespräche (allerdings meistens zwischen "Westeuropäern") ... Draußen dann "Urban-Gardening", Tetrodrons-plastikgegossene Wohnwürfel, Skaterpark: hier ist die urbane Bohémeclique daheim, und sie haben es sich wirklich schön gemacht. Guter Kaffee aus der Chemex im Books & Coffee, eine weitere Hemdprobe, später Abendessen im Padang Padang, wo die Verbindung von Bordeaux zum Wein ins Auge sticht (die Gäste konnten den Wein sicherer öffnen als der Kellner, alle fachsimpeln kurz über den Jahrgang). Dabei ein Kommen und Gehen: Bekannte im Restaurant nebenan, Freunde gegenüber, C weg, Peter da, andersherum, beide weg, beide da, zahlen, die Straßenseite wechseln und inmitten des genannten Freundeskreises sitzen, P lebt so richtig auf (woher hat er bloß diese Reserven?), alle reden Französisch, selbst die Amerikaner, es gibt Sangria, Bier oder Rotwein, die Leute bleiben bei der Gruppengrößte (um die 20) häufig in den Kleingruppen sitzen, in denen sie kamen, man versteht wenig, sitzt dabei und beobachtet, gleichzeitig ein- und ausgeschlossen, was bringen solche Abende eigentlich, wer vermisst sie?, aber es hat auch eine freudige Atmosphäre, die Leute mögen sich, warum nicht?, endlose Verabschiedungen, volle Bars auf dem Heimweg, dann endlich Bett.

Ein bisschen alternativ gefällig?!






 


Was für ein Glück

Es gibt ja immer so eine Sache, zumindest oft ab und zu, die einem den Tag versüßt, schöner macht, rettet - in verschiedensten Abstufungen! Am Montag war das bei mir ein Busfahrer der einfach nur sehr genial war und während der Fahrt alle auf die beste Weise unterhalten hat. Und heute war das bei mir die eingetroffene ZEIT, die ich als Gratisprobeabo für vier Wochen abonniert habe und die heute jetzt das erste Mal kam. Im ZEIT MAGAZIN dreht sich nämlich alles um Lina Scheynius!!! AAAAH, wie obergenial ist das denn bitteschön.

4. September 2014

Bordeaux erlaufen: durch den Marché aux Capucines schlendern (viel Obst, Gemüse, Fleisch), durch besagte Altstadtgassen treiben lassen, ab und zu kleine Plätze aufsuchen und in Klamottenläden oder Biosupermärkte gehen (Nachschub für die Veganerin kaufen). Es ist warm und gutes Wetter, die Stadt zeigt sich von ihrer besten Seite. Sie ist nicht nur frei von Baulücken, sondern tatsächlich aus einem Guss: der Altstadtbereich ist keine kleine Enklave inmitten eines Meeres an Neubauten, er zieht sich ununterbrochen hin, mit Häusern, Kirchen, Palästen im gleichen Stil, aus dem gleichen Sandstein (mal schön gesäubert, mal nicht - aber nie ganz verfallen wie etwa in Lissabon). Gleichzeitig ist Leben zwischen den Steinen (anders als in Florenz): Umzüge, Schulanfang, die Universität samt Cafés Drumherum, die Promenade als Joggingstrecke. Im Viertel von C und P sind die Häuser kleiner, ungeputzt von außen, die Front zur Straße hin geöffnet mit Familienleben (arabisch, afrikanisch, portugiesisch, indisch ...), ebenso auf der Straße oder in den Restaurants und Cafés. Der Unterschied um herausgeputzten Innenstadtbereich nebenan ist zwar sicht- und spürbar (mehr Gerüche, Lea bekommt mehr Blicke und Pfiffe, verschiedene Gesichtszüge, Fremdsprachen auf Werbeschildern), aber gleichzeitig auch nicht so sehr: es ist eine Fortsetzung der gleichen Anlagen der Innenstadt, nur mit anderen Mitteln.