Workshop "Hochsensible Mütter"

Ich war auf der FEBuB in Essen gewesen am Wochenende. Sagt jetzt natürlich allen was, oder? Hier war mal die Internetseite dazu und wird jetzt, vermutlich wieder für die nächste geniale FEBuB in zwei Jahren, hergerichtet.  
Veranstalterin ist u.a. die wunderbare Kathrin vom Blog Ökohippirabenmütter. Der ist schon das eine oder andere mal hier verlinkt gewesen, weil sie einfach tolle Artikel schreibt und eine so wichtige Arbeit macht (in meinen Augen): HIER

Auf jeden Fall hatte sie auch selbst einen Workshop, den letzten am Sonntagnachmittag, für mich ein wirklich krönenender Abschluss eines absurd gelungenen Wochenendes.

Und das Vorgeplänkel mache ich jetzt nur, damit ich nicht sofort wieder losweine, weil diese letzte Veranstaltung mich emotional völlig aus der Bahn geworfen hat.



Weil es einfach völlig bekloppt ist, wenn dir ein eigentlich wildfremder Mensch fast pausenlos über 75 Minuten die Tränen in die Augen treibt. Du nur noch nickend vor ihm sitzen und weinen kannst. Oder lachen. Unter Tränen allerdings. Weil dieser Mensch dir sagt, was du fühlst. Seit Jahren. Weil dieser Mensch dir sagt, wie es ist, du zu sein. Obwohl er nicht du bist. Und irgendwo ja doch.

Weil es viele andere Frauen in diesem Raum gibt, denen es nicht anderes geht. Die neben und vor einem sitzen und man sieht und hört Geschnäuze und Taschentücher und errötete Gesichter.  

Diese Verbundenheit, dieses Verständnis, diese Liebe. Aber vor allem das Gefühl, endlich verstanden zu werden. Nicht der Fremdkörper zu sein, der viel und häufig missverstanden wird. Endlich eben mal eine von vielen zu sein, etwas, was es sonst, nämlich eigentlich immer im Alltag, nicht gibt. Man muss sich nicht erklären. Alle verstehen Dich.   

Kathrin hat jede einzelne angesprochen und doch uns alle gemeint und dabei vereint. Ein Gefühl, ein riesengroßer Grünerherzverständnismamaball war das. Keine brauchte sich zu schämen, alles war gut. WIR waren gut! Einfach nur GUT.

DANKE dafür!!

Bibliothekisches

Wenn man quasi vier Stunden lang fünf Tage die Woche Bücher einstellt, dann passiert folgendes: man kann nachdenken. Gedanken zu Ende bringen. Gedanken neu aufrollen, sortieren, ablegen. Und wieder hervorkramen. Das ist eine Besonderheit als Elter. Nur so am Rande. Denn die restlichen zwanzig Stunden kommt man nicht mehr dazu. Ich bin ja auch eh mehr für eine Vier-Tage-Woche bzw. "Alle sollen nur noch Teilzeit arbeiten"- Dingens.

Ich mag einige Themengebiete lieber als andere. Und der Standort ist an so einer speziellen Bib wie die in der ich arbeite auch nicht unwichtig: die Beleuchtung ist teilweise schlecht, die Regale stehen divers chaotisch bzw. die Gruppen darin sind interessant eingeordnet und erstrecken sich über Ecken, die man sich im Traum nicht ausdenken kann.

Himmlische Ruhe ist aber garantiert überall, aber in einigen Bereichen mehr als in anderen. Ich mag z.B. kleine Gruppen auch lieber, Medizin in etwa ist sehr niedlich und überschaubar. Dann wiederum stelle ich Pädagogik super gerne ein (logisch, thematisch und so, klar), dabei ist die Gruppe echt riesig. Relativ gesehen.

Philosophie läuft außer Konkurrenz, denn da entspannen mich die Regalreihen total und alles sieht so schön ordentlich und sauber und geordnet aus, das ist schon verrückt. Sind die Philosoph*innen alle irgendwie speziell? Wirklich, es gibt keine Gruppe, die immer so schick ist und das ohne mein Zutun. Außerdem gibt es viele Sammelbände und ganz viel in weiß und creme, das ist fürs Auge eine echte Wohltat.

Gegenüber Psychologie, Amerikanistik, Anglistik und Religion bin ich pragmatisch eingestellt. Teilweise interessiert es mich, teilweise ist die Gruppe schön klein (Reli) oder es gibt auch ein paar interessante bis fein anzusehende Kinderbücher dazwischen, die natürlich wiederum anschauenswert sind.
 
Lieben tue ich die Sprachgruppen und Literaturwissenschaft, die sind immer auf einem Wagen und die stehen zwar ganz schön bescheuert mit wenig Licht und ein wenig krude, aber thematisch halt gut!

Germanistik ist thematisch nicht verkehrt, aber es ist immer so heiß da, deshalb stelle ich doch nicht so gerne dort ein. Die Luft ist nicht meines, danach tendiere ich zu Kopfschmerzen.

Recht interessiert mich nicht die Bohne, aber schnell eingestellt ist es (den dicken Wälzern sie Dank). 

Soziologie hat zwar noch eine doofe alte Signatur, aber ab und an sind die Bücher ganz okay. Außerdm gibt es da oben, zweiter Stock, auch Zeitschriftenbände, die auch ganz nett sind zum Einstellen.

Alles andere stelle ich nur ein, wenn es nicht anders geht (die ganzen Technik und MINT Fächer, ich Klischee). Ja, da bleibt noch eine ganze Menge übrig. Ich glaube, auch jetzt nach zwei Monaten, habe ich immer noch nicht alle Gruppen eingestellt, aber die allermeisten. Spontan fällt mir nur Asl ein (Architektur- und Stadt- Landschaftsplanung meine ich), vor der ich mich immer noch drücke. Weil wegen thematisch uninteressant, voll ätzende Signatur und unhandlich.

Tja, aus dem Leben einer FaMI!

Familiär angebunden

Natürlich wird man ab und an ein wenig neidisch, wenn man sieht, wie häufig und viel Kinder von ihren Großeltern abgeholt werden. Oder wenn man hört, dass es feste "Großeltern-Tage" gibt. Oder es auch möglich ist, abends als Paar wegzugehen, unterwegs zu sein, von mir aus auch eher nicht abends, sondern tagsüber.

Wir haben uns dagegen entschieden. Bewusst. Vor ziemlich genau einem Jahr stand es noch mal auf dem Plan: hierbleiben oder weggehen. Und wenn weggehen, wohin denn dann?! Vielleicht sogar in noch nähere Nähe der Großeltern, sodass es sogar möglich wäre, sich wöchentlich zu sehen?!
Es gab viel zu bereden und letztendlich, es ist bekannt, sind wir hier geblieben. In Kassel, in Nordhessen - weil es uns gefällt, weil wir Anschlüsse haben, auch weil die Jobaussichten nicht sonderlich schlecht waren und sind.

Im Prinzip standen wir auch 2016 bereits vor der Wahl: raus aus Berlin - klares JA, aber wohin?!

Es ist nicht so, dass wir unsere Eltern und Schwiegereltern nicht mögen - alles andere als das. Aber uns war auch immer ein gewisser Abstand wichtig (nicht umsonst haben wir im Osten Deutschlands studiert und haben auch 2010 schon eher weniger in direkter Nähe zu NRW uns umgeschaut; wir wollten halt weg) - trotz der Kinder, gerade der Lütte leidet schon immer sehr darunter, die Großeltern nur selten und wenn dann eher kurz zu sehen. Auch beim Frühlingsmädchen wird das sicherlich irgendwann der Fall sein, vielleicht schon in einem halben Jahr, wenn sie feststellt: "Das sind alles meine Großeltern und dann sind sie da und jetzt wieder weg." Beim Herbstjungen war das mit etwa zwei Jahren der Fall.

Ich weiß, dass ich es als Kind auch doof fand, dass meine Großeltern mütterlicherseits zwei Stunden entfernt von uns wohnten. Es war schade, wir sahen sie nicht oft, aber ich wusste, warum das so ist und konnte es nachvollziehen - irgendwann. 
Schade war es natürlich dennoch. Und vor allem aus der heutigen Perspektive kann ich meine Eltern verstehen, die niemals (und viel weniger als wir) Unterstützung hatten, kein familiäres Dorf, welches sich um einen und die Kinder mit kümmerte. Wir haben es SO gut <3

Also ja, wie immer, Vor- und Nachteile haben es in sich, alles wurde wohlüberlegt, schade ist es trotzdem ab und an - für alle Parteien, so denke ich doch.

Aber zum Glück ist nicht alles in Stein gemeißelt, wir werden älter und wir werden unterstützt noch und nöcher - das wissen wir, das wissen sie, und wer weiß, vielleicht zieht es uns irgendwann wieder näher beieinander!

Eltern-Heros

Ich stehe um sechs Uhr auf. Spätestens, meisten bin ich vor dem Weckerklingeln wach, wenn auch nur 10 bis 20 Minuten, aber die bleibe ich meistens noch im Bett liegen. Das mache ich an fünf Tagen die Woche. Montags bis Freitags.

Um fünf vor halb sieben oder etwas früher verlasse ich das Haus. Um zehn vor oder fünf vor sieben bin ich auf der Arbeit. Für vier Stunden. Dann fahre ich nach Hause.
Ist es eine gute Verbindung, bin ich um halb zwölf wieder Zuhause. Allermeistens klappt das. Um viertel nach zwölf fahre ich spätestens los, die Kinder abholen, vorausgesetzt der Herbstjunge bleibt nicht lange im Kindergarten - was derzeit meistens zwei bis drei Mal in der Woche der Fall ist. Dann hole ich ihn um viertel nach vier ab und dann ist der Nachmittag ein wenig anders im Ablauf - logisch.

Wir treffen eine halbe Stunde später wieder daheim ein, selten habe ich es geschafft, Essen zu kochen, von daher gibt es Snackteller bzw. für das Frühlingsmädchen den Mittagsschlaf, sie hat nämlich schon bei der Tagesmama gegessen. Währenddessen schaut der Herbstjunge seine allerliebste Lieblingssendung und wenn wir Glück haben, können wir noch kurz spielen, lesen wasauchimmer bevor auch die Lütte wieder wach ist und wir zu Dritt Party machen (den Nachmittag gestalten, hüstel). 

Montagsnachmittags ist Kinderturnen, montags oder freitags geht es auch meistens alle paar Wochen in die Bib und freitags ist Markt. Das sind die einzigen mehr oder minder festen Termine, die wir haben.
Um acht Uhr schlafen die Kinder (so um den Dreh natürlich) und inzwischen passiert es durchaus häufiger, dass ich mit einschlafe oder zumindest nicht mehr so richtig aus dem Quark komme. Wenn ich mich doch noch aufrappeln kann, dann schlafe ich im Idealfall gegen zehn.

Jonas steht zwischen viertel vor sieben und sieben Uhr auf. Macht Frühstück, die Kinder fertig, bringt sie zur außerfamiliären Betreuung und fährt dann zur Arbeit. Manchmal macht er auch Home Office. Aber meistens ist auch er vier Tage die Woche an der Uni. 
Nach Hause kommt er zwischen vier und fünf, manchmal auch schon um drei, aber eine mittlere Zeit ist durchaus zwischen halb fünf und halb sechs.
Halligalli bis natürlich alles ruhig ist und er hat das pure Glück und braucht viel weniger Schlaf als ich (außerdem stillt er nicht, höhö), sodass er tatsächlich nicht so früh ins Bett gehen muss und durchaus bis zwölf Uhr wach bleiben kann. Haha, jaha, geil wäre das auch für mich, ganz klar!

Das sind Tatsachen. Unsere und ganz bestimmt noch die von vielen, vielen anderen Familien. Und ich weiß auch jetzt schon, warum das System nicht funktionieren kann. Nicht auf Dauer. Warum es immer mehr hinterfragt wird. Leute sich Alternativen überlegen. Es ist frustrierend, zu wenig Zeit für gewisse Dinge zu haben, zu viel Zeit für andere Dinge aufwenden zu müssen und selten das Gefühl zu haben, dass alles im Einklang ist. Oder ehrlicherweise nie dieses Gefühl zu haben.