Annehmen

Du wunderbarer, sensibler, atemberaubender, kunterbunter, wilder, beständiger, bedürfnisstarker, anhänglicher, aufgewühlter junger Mensch.


Ich entschuldige mich dafür, dass ich gerade keine Kraft habe, dich angemessen zu begleiten. dich auch nur anzunehmen mit all deinen Gefühlen, deinen dich überwältigenden Ausbrüchen von Schmerz, Unverständnis und Wut. Ich weiß, wir sind gerade nicht auf einer Wellenlänge und das tut mir unendlich Leid. Du kannst nichts für mein aufgewühltes, ausgebranntes Innenleben, welches gerade auf Überleben geschaltet hat und sich durch den Tag wuchtet - mal mehr, mal weniger glücklich.  

Aber ich weiß, wir werden das schaffen, gemeinsam und manchmal auch jede und jeder für sich; wie wir es gerade brauchen.

Wissen ist nicht fühlen.

Der Herbstjunge hat es gerade schwer. Sehr schwer. Und das meine ich ganz unironisch. Es ist hart für ihn. Einfach alles: kleine Schwester, Umzug, Kindergarten, völlig entnervte Mutter. Die ist vor allem und im Besonderen echt zum Kotzen. Für ihn, aber auch für sie selbst.


Ich weiß, dass er es nicht einfach hat. Ich weiß es! Und dennoch kann ich es im nicht wirklich nachfühlen. Ich weiß nicht, wie er sich fühlt, wenn er zum fünften Mal innerhalb einer Stunde ausflippt weil ... ja, ich weiß es eigentlich gar nicht. Denn an dem Punkt bin ich derzeit häufig ausgestiegen und selbst völlig fertig.

Er hat schlechte Laune. Verstehe ich. SO GUT: Leider habe ich die binnen wenigster Minuten dann auch. Es schlägt auf mich über, in seiner ganzen Komplexität, in seiner Vielfalt, und wir sind uns beide am ankeifen und motzen. Beide aus völlig unterschiedlichen Gründen. Aber ja, vielleicht auch gar nicht. Wir sind beide so angenervt, vor allem glaube ich voneinander. Denn das Wochenende war recht entspannt, nach Samstagmorgen zumindest.

Wir schaukeln uns gegenseitig so hoch, keiner kann aus diesem beschissenen Karussel aussteigen und es ist alles, aber nicht glamourös. Ich glaube das Frühlinsmädchen mit seiner Weisheit sieht uns dann an und denkt sich: "Man, haben die einen an der Waffel. Aber komplett." 

Ich wünschte, ich hätte die. Ihre Weisheit. Ihr Wissen.

Abends

Eigentlich sind die Kinder zeitlich ja prima untergebracht. Beide im selben Zeitraum vormittags, man kann sie (im Prinzip) direkt hintereinander bringen und abholen, es sind so ziemlich genau dreieinhalb Stunden, die ich derzeit alleine Zuhause habe. Also wo ich (gerade zumindest) nur die Spülmaschine höre, aber das ist schon wieder beruhigend. Und die Tastatur, die klappert, die Gute.

Aber gestern Abend war (mal wieder, zugegeben) einer dieser Abende, wo ich mir dachte: "Könnte ich das doch stückeln." Nahein, nicht die Kinder, sondern ihre Betreuungszeit, in denen ich nicht für sie zuständig bin. Also vormittags zwei Stündchen und nachmittags zwei Stündchen. Oder so ähnlich. Das wäre geil! Ernsthaft.

Denn abends bin ich durch. Ab halb sechs, sechs, ganz manchmal halb sieben mag ich nimmer. Dann ist mir alles zuviel, alles egal, nervlich kannste mich abschalten. Und ja, das tut mir Leid, insbesondere für den Herbstjungen, der dafür nichts kann. Am allerwenigsten. Ihm geht es abends ja ähnlich, wenn auch aus anderen Gründen.  

Lösungen?! Ich suche. Ernsthaft. Ich probiere aus. Ebenso ernsthaft.

Umzüge

Lustig, denn es fiel mir auf: vor etwas mehr als zehn Jahren bin ich das erste Mal von Zuhause ausgezogen. Mein erster Umzug, die erste eigene Wohnung, und das auch noch alles drei Stunden mit dem Auto vom Heimatstädtchen entfernt. Vor über zehn Jahren. Wow!


Tja, aber das hielt gar nicht lange und nach einem Jahr zog ich schon wieder zurück, um nur ein halbes Jahr später mit Jonas das erste Mal zusammenzuziehen. ENDLICH! Fernbeziehungsende, yeay. 


Und jetzt, um nicht langweilig zu werden, bestand unser weiteres Leben seitdem aus: umziehen, ausziehen, einziehen, weiterziehen. Ohne Witz, dies ist das erste Mal, dass wir INNERHALB eines Ortes, in dem wir vorher schon wohnten, umziehen. Was einem so alles klar wird, wenn man kurz Zeit hat, nachzudenken. Über z.B. das Ding mit dem Umziehen. Das tun wir nämlich offensichtlich irgendwie gerne ... Naha ja.


Ich bin bzw. wir sind durchschnittlich alle zwei Jahre am Umziehen - die kleinen Zwischenumzüge von Jonas innerhalb Berlins nach seinem Auslandssemester nicht mitgerechnet. Das macht einige Umzüge seit 2009. Und ja, welcher ist der aufregendste gewesen? Kann man das überhaupt so rechnen? Gefühlsmäßig, ergibt das Sinn? 


Das erste Mal gemeinsam zusammenziehen? Das erste Mal mit Kind umziehen (gleichzeitig übrigens mit temporär ins Ausland ziehen)? Das erste Mal mit ZWEI Kindern umziehen?! 


In jedem Fall ziehen wir das erste Mal in ein Haus. Das erste Mal in ein Haus nur für uns. In ein Haus, dass größer ist als alle bisherigen Wohnungen. Das erste Mal mit zwei Kindern. Das erste Mal gibt es einen Garten! und mehr als drei Zimmer. Das erste Mal wird es mehr Baustelle sein. Es wird und ist so AUFREGEND!

Familiengeruch

Ich kann gut riechen. Ich rieche Dinge gut. Menschen, Tiere, die Umgebung. Auch ein Grund, weshalb es eher schlecht ist, dass es kaum Handwerker gibt, die nicht rauchen. Sobald ich unser Haus nämlich betrete, möchte ich direkt rückwärts wieder raus. Gut, inzwischen haben wir angefangen, zu streichen, seitdem haben wir das Qualmen ein wenig einschränken können.

Riechen, das ist so ein Ding. Da bin ich (mal wieder, ja) empfindlich. 


Das wurde mir erst klar, als ich älter wurde. Auch häufiger der Fall - dass man merkt, dass etwas anders ist, wenn man in Vergleichssituationen kommt. Oder eben über diese Dinge redet, was man vorher, als Kind und Jugendliche nicht so gemacht hat: gedacht, dass es doch allen so geht. Man ist ja früher ein wenig subjektiver gewesen. War auch nicht schlecht.

Jedes Mal, wenn ich als Kind und Jugendliche in andere Haushalte kam, ist mir eines als erstes aufgefallen: der Geruch. Überall riecht es anders. In jedem Haus. Und wenn man auf diese Leute, die Menschen aus dem Haus, trifft, dann in der Schule und diese Menschen umarmt oder was auch immer, dann ist der Geruch auch da. Er klebt am Menschen selbst, nicht nur am Haus, sondern auch an den Personen, die sich darin viel aufhalten.
Spannend ist ja, dass man seinen eigenen Familiengeruch nicht riecht. Ich kann nicht sagen, wonach wir riechen. Ich hoffe sehr, dass es für die Kinder nach Zuhause riecht. Für mich tut es das, auch wenn ich nicht genau sagen kann, was uns ausmacht - welche Duftmischung.


Das Frühlingsmädchen riecht jetzt immer nach dem Haus und der Familie der Tagesmama. Der Herbstjunge damals auch schon. Das ist im ersten Moment immer sehr seltsam. Wie ein Tier, dass sein Junges nicht erkennt, weil es anders riecht. Seitdem mir das klar ist, verstehe ich jetzt sehr gut, warum man Findeltiere auf gar keinen Fall anfassen darf. 

Letztendlich läuft es darauf hinaus, dass es Gewöhnungssache ist. Klar, wie so meist fast alles im Leben.

Inzwischen ist der Herbstjunge ganz riechfrei, höchstens nach Wald kann er duften - nach frischer Luft. Sehr nasen- und gefühlfreundlich für mich.

Wenn man mit den Kindern ins Bett geht

Dann ist frau wohl geschafft. Außerdem trafen mich Kopfschmerzen, ziemlich unvorbereitet, die ich schnellstmöglich wieder loswerden wollte. Da bleibt dann halt nur schlafen. Auch wenn es erst viertel nach acht war. Ich weiß, irgendwie doof, weil ich dann garantiert nachts irgendwann wach liege und nicht mehr pennen kann weil eben eigentlich zu früh im Bett. Aber gut. Das war dann auch gegen halb eins der Fall. Aber just zu dem Zeitpunkt hatte das Frühlingsmädchen auch eh keine Lust mehr so richtig auf Schlaf und fand Spaß am Husten. Hätte also im ebendemjenigen Zeitraum eh nicht so fein schlafen können. Warum hustet sie eigentlich nur nachts und tagsüber nicht?

ZEN

Hätte ich das gewusste, Silvester oder Neujahr, dass dieses Jahr mein absolutes Zen-Jahr wird. Wo es heißt: "Atmen, atmen, atmen." Aber genau das muss ich eh noch lernen. Also, alles wie gehabt?!


Mein Gehirn ist immer den Tacken zu schnell, es schaltet zu rasant auf "Stress", sodass ich es selten bis nie schaffen, mich dazwischenzuschalten. Aber ja, Übung macht die Meisterin, erst gestern habe ich noch mal einen Tipp gelesen, wie es vielleicht in Zukunft besser klappen könnte. Gleich heute ausprobieren, ich wette, es gibt genug Möglichkeiten dazu.


Zen deshalb, weil es so viele schöne, aber gleichzeitig anstrengende, gleichzeitig fordernde Dinge gibt, die ich bewältigen darf, manchmal muss, häufig kann. 
Ich bin nicht die geduldigste, ich bin nicht die unkomplizierteste, ich liebe es, Dinge ganz bis zum, machmal bitteren, Ende durchzudiskutieren.


Es stehen viele Dinge auf dem Plan für dieses Jahr. Manche haben sich erst im Laufe der letzten Monate ergeben, manche stehen schon länger auf der Agenda (aus Gründen) und andere muss ich einfach jetzt langsam anpacken. Aber vielleicht auch erst nach dem Einpacken der letzten fünfzig Kisten.


Ich bin nicht gut darin, mich zu verkaufen. Überhaupt nicht. Im Zweifelsfall sage ich "Kann ich nicht. Traue ich mich nicht." Da kann ich von den Kids noch viel lernen. Die können und trauen sich nämlich.

Ein Jahr Mama von Zweien


Ja wow, das erste Jahr ist um. Herumgegangen, einfach so. Von heute auf morgen. Wirklich. War sie gestern noch so


ist sie heute schon ganz anders. Und jeden Tag anders. Jeder Tag neu. Irgendwie schon. 

Auch als Mama finde ich immer neue Wege, mal mehr, mal weniger die Mama zu sein, die ich sein möchte. Gerade habe ich einen neuen Energieschub bekommen, na ja, nicht Energie zum was auch immer machen, eher die Energie zum "Wieder dahin zurückgehen wo ich vor eineinhalb Jahren schon einmal war." Oder vielleicht war ich dort auch nur in meiner Vorstellung. Das werde ich sehen.

 Ja, Mama von Zweien - das ist eine ganz andere Nummer. Zwischendurch fand ich es richtig hart und richtig schwierig, inzwischen ist es das vielleicht sogar immer noch, aber eben eingespielter. Ich weiß es nicht genau, so ganz komme ich da nicht auf einen Punkt, der besagt: "Yes, das macht es einfacher, das macht es kompliziert."

Ist sicherlich alles eine Frage der Tagesverfassun eines Vier-Personen-Haushalts. Und überhaupt ist ja gerade ziemlich Sonderverfassung angesagt, bei den ganzen Dingen, die hier ganz bald anstehen.


Mama von Zweien, das ist ganz schön unbegreiflich.  Ja, jetzt noch. Und immer wieder, jeden Tag. Kinder sind unbegreiflich, sie sind nicht zu fassen. Die Tatsache alleine, Mutter zu sein, die ist unfassbar. Und die Kinder sind ebenso - es geschehen Dinge so schnell und sind dann für immer verschwunden; ganzen Momenten, ganzen Tagen geht das so.

Kinder sind wahrlich ein Wunder und dazu gehört für mich auch das Mutter sein.

Häusle

Hinter uns liegen sehr anstrengende, trotz großer Unterstützung hier gewesene, Tage. Ist ja auch kein Wunder, dass vier Erwachsene rund um die Uhr mit zwei Kindern und einem Renovierungsobjekt beschäftigt sind. Das meine ich tatsächlich ganz ironiefrei. Denn ja, es ist eher ein Wunder, dass wir es noch geschafft haben, etwas zu essen, ein wenig zu schlafen, eine oder zwei Zeilen im aktuellen Buch zu lesen.


Aber dafür wurde auf der Baustelle auch gut was geschafft, dank des Schwiegervaters und natürlich Jonas, der gefühlt auf der Baustelle lebt, und meiner Wenigkeit, die ein bisschen hier und da gewerkelt hat (dafür bin ich jetzt die Queen im Abschleifen oder so ähnlich).


Das Zimmer oben sieht schon gar nimmer so aus wie es jetzt dort auf dem Foto aussieht, denn dies ist das erste Zimmer, welches fertig ist. Ja, FERTIG! Unser Schlafzimmer ist fertig. Naha ja guuuuuuuut, der Parkettleger macht noch den Boden schön, aber hey, immerhin ist das jetzt überhaupt möglich. Und dass vorher noch die Wände fertig wurden, ist eh der Wahnsinn!


Für nächstes Wochenende hat sich wieder Hilfe angekündigt, und wir hoffen einfach sehr, dass das Pensum noch zu schaffen ist. Und wenn dann unser Sanitär-Heizung-Gewerk fertig wird, und wenn es nur eines der beiden Badezimmer ist, dann wäre das schon ziemlich klasse. Also echt, so richtig.