Familiengeruch

Ich kann gut riechen. Ich rieche Dinge gut. Menschen, Tiere, die Umgebung. Auch ein Grund, weshalb es eher schlecht ist, dass es kaum Handwerker gibt, die nicht rauchen. Sobald ich unser Haus nämlich betrete, möchte ich direkt rückwärts wieder raus. Gut, inzwischen haben wir angefangen, zu streichen, seitdem haben wir das Qualmen ein wenig einschränken können.

Riechen, das ist so ein Ding. Da bin ich (mal wieder, ja) empfindlich. 


Das wurde mir erst klar, als ich älter wurde. Auch häufiger der Fall - dass man merkt, dass etwas anders ist, wenn man in Vergleichssituationen kommt. Oder eben über diese Dinge redet, was man vorher, als Kind und Jugendliche nicht so gemacht hat: gedacht, dass es doch allen so geht. Man ist ja früher ein wenig subjektiver gewesen. War auch nicht schlecht.

Jedes Mal, wenn ich als Kind und Jugendliche in andere Haushalte kam, ist mir eines als erstes aufgefallen: der Geruch. Überall riecht es anders. In jedem Haus. Und wenn man auf diese Leute, die Menschen aus dem Haus, trifft, dann in der Schule und diese Menschen umarmt oder was auch immer, dann ist der Geruch auch da. Er klebt am Menschen selbst, nicht nur am Haus, sondern auch an den Personen, die sich darin viel aufhalten.
Spannend ist ja, dass man seinen eigenen Familiengeruch nicht riecht. Ich kann nicht sagen, wonach wir riechen. Ich hoffe sehr, dass es für die Kinder nach Zuhause riecht. Für mich tut es das, auch wenn ich nicht genau sagen kann, was uns ausmacht - welche Duftmischung.


Das Frühlingsmädchen riecht jetzt immer nach dem Haus und der Familie der Tagesmama. Der Herbstjunge damals auch schon. Das ist im ersten Moment immer sehr seltsam. Wie ein Tier, dass sein Junges nicht erkennt, weil es anders riecht. Seitdem mir das klar ist, verstehe ich jetzt sehr gut, warum man Findeltiere auf gar keinen Fall anfassen darf. 

Letztendlich läuft es darauf hinaus, dass es Gewöhnungssache ist. Klar, wie so meist fast alles im Leben.

Inzwischen ist der Herbstjunge ganz riechfrei, höchstens nach Wald kann er duften - nach frischer Luft. Sehr nasen- und gefühlfreundlich für mich.