Alles eine Definitionsfrage?

Die Tage war ich beim Offenen Treff im Geburtshaus, wo Mütter und Väter mit ihren Lütten sich treffen und austauschen können. Außerdem ist auch immer eine Hebamme dabei, die mit Rat zur Seite stehen kann und für jegliche Probleme ein offenes Ohr hat.


Nun kamen wir dazu, uns über "pflegeleichte" Kinder zu unterhalten, weil es hier (mit ihr) so gar keine Probleme gibt. Eine andere Mutter, deren Sohn ein wenig älter war als das Frühlingsmädchen, sprach auch davon, dass er eher "pflegeleicht" sei. Aber auch sie war eine Zweifach-Mama, was vielleicht damit zusammenhängen könnte.
Überhaupt wirkten die "doppelten Mütter" auf mich ein wenig geruhsamer, ausgeglichener, nicht so "angespannt", wenn ihr versteht, was ich damit sagen möchte. Aber wirklich nur subjektiv auf mich bezogen, das meine ich auch überhaupt nicht wertend. 
Und ich muss im Nachhinein sagen: auch wenn ich mich immer als sehr sichere Mutter gefühlt habe beim Novemberjungen, so merke ich doch, dass es ein riesengroßer Unterschied zu jetzt ist. Es war beim ersten Kind wirklich ALLES anders. ALLES ungewohnt, ALLES neu, man konnte einfach auf NULL Erfahrungen zurückgreifen.


Nun, ich weiß, dass wir auch bei Jakob immer von pflegeleicht gesprochen haben. Und immer witzelten "Wenn das zweite Kind auch so wird, dann ist es ja kein Problem" ... Im Prinzip auch gar nicht falsch. Auch wenn wir jetzt gerne sagen, dass sie noch "einfacher" ist als Jakob damals (noch weniger schreit, noch zufriedener erscheint).

Man mag pflegeleicht jetzt interpretieren wie man möchte, aber ich glaube, genau da liegt der Knackpunkt, der sich auch jetzt auf das Frühlingsmädchen und sein Gebaren auswirkt.
Denn ich weiß, dass wir bei Jakob durchaus noch sehr häufig erstaunt waren, wie schlecht vieles funktioniert, was in der Vorstellung logisch und klar erschien. Und im Endeffekt war es doch kompliziertert als gedacht, vor allem was eben den alltäglichen Umgang anbelangte: das Schlafen tagsüber, das Füttern mit Brei, im Kinderwagen liegen, Autofahren etc. 

Nun machen wir nicht viele Dinge anders als bei Jakob, wir machen die für uns richtigen Dinge, die auch bei ihm immer geklappt haben, nur intensiver: mehr tragen, mehr Nähe spenden, Familienbett von Anfang an, mehr Geruhsamkeit im Alltag ohne viel Brimborium. Und die Haltung ist einfach eine völlig andere, das kann ich bei mir durchaus beobachten. Wenn sie abends sehr angespannt ist und (für sie sehr untypisch) schreit, dann ist das eben so. Dann ab ins Tuch und ihr das geben, was sie benötigt, dass sie sich geborgen und sicher fühlt. Dann hat sich das Thema innerhalb weniger Minuten erledigt (auch wenn ich innerlich, gerade wenn ich abends mal alleine bin, sehr aufgewühlt bin und mich das wirklich stresst).
Wir fahren so wenig wie möglich Auto, Kinderwagen nur wenn es überhaupt nicht anders geht - so nervenschonend eben wie möglich.
Und das alles heißt auch immer noch nicht, dass ich abends noch voller Energie bin und Bäume pflanzen könnte - im Gegenteil. Ich lege mich, weil Love derzeit auch spät ins Bett geht, für meine Bedürfnisse eigentlich ebenfalls zu spät hin - das schlaucht mit der Zeit schon, auch wenn die Kiddies durchschlafen bzw. wenig stillen nachts. Ändert trotzdem nichts daran, dass ich nicht durchschlafe ...

Es ist also die Sicht auf etwas, das es meiner Ansicht nach (noch) einfacher macht dieses Mal. Man macht sich nicht mehr großartig einen Kopf darum, solange es in einem Rahmen geschieht, der einem passend zum Kind erscheint. 

Ich möchte überhaupt nicht sagen, dass es keine  High-need Säuglinge gibt, dass es in vielen Fällen lange nicht so einfach ist - dass es vielleicht auch noch pflegeleichtere Kinder geben mag, die wirklich schlafen, wenn man sie in den Wagen legt, die man ins Bett legen kann und die von sich aus zur Ruhe finden und wegpennen, gar keine Frage. Zu denen gehört das Frühlingsmädchen nur eben nicht.

Pflegeleicht für uns ist dann doch ein anderes pflegeleicht als für andere Mütter und Väter und Eltern - eine eben doch arg persönliche Sichtweise.

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