20. April

Ich habe gehadert mit dem Geburtstag des Frühlingsmädchens. Der 20. April. Es ist derselbe Tag, derselbe Geburtstagstag wie Adolf Hitler. Ja, das war nicht der Plan. Also nicht meiner. Ich mochte diese Verknüpfung nicht. Und es war einer meiner ersten Gedanken, als sie auf der Welt war.

Ich las alles von Anne Frank. Ich las alles über Anne Frank. Schon sehr früh. Und mehrmals. Und immer wieder. Und immer mehr.
Ich las von Konzentrationslagern, von Gaskammern, von Tod und Vertreibung von Millionen von Menschen, von Minderheiten, die verfolgt und getötet werden.

Inzwischen kann ich das nicht mehr. Ich kann nicht mehr von Frauen und Männern und Kleinstkindern lesen, die auseinander gerissen nacheinander in den Tod gingen.  Die vergast wurden, verbrannt wurden, verschart wurden. Die auf Todesmärschen starben, denen alles genommen wurde: Familie, Freunde, Würde, Leben.

Nach dem letzten Wochenende bin ich anderer Meinung. Nach diesem letzten Wochenende glaube ich, dass es Erinnerung bedarf. Immer und immer und immer wieder. Mehrmals. 

Ich werde ihr erzählen, mit wem sie sich ihren Geburtstagstag teilt. Wer Adolf Hitler war. Ich werde ihr von Anne erzählen. Von vielen anderen, die Bücher über ihre Leben im zweiten Weltkrieg geschrieben haben. Wie das alles gewesen ist. Damals, so wie ich es erfahren habe. Ich werde weinen, weil ich es nicht verstehe und weil es mich verrückt macht.

Verrückt, dass es wieder möglich ist. Dass in Deutschland Leute mit Nazis marschieren. Dass Nazis in Deutschland demonstrieren. Dass die Grenzen aufweichen, verwischen - und dass kaum darüber geredet wird. Es ist verrückt und es macht mich wahnsinnig.

Wie kann das sein?

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