Junge Literatur in Europa

Von Donnerstag bis heute fand bzw. findet ja immer noch die 14. internationale Autorentagung "Junge Literatur in Europa" der Hans Werner Richter-Stiftung hier in Greifswald statt. Ist das nicht super, dass wir die Chance haben, tolle, junge, oft auch neue Literaten kennenzulernen? Schade ist allerdings, dass dies von den Studenten kaum genutzt wird.
Die größte Besuchergruppe waren Intellektuelle und Universitätsangestellte, sprich Dozenten, Professoren und ein paar wenige Studenten. Dabei gab es in den Pausen immer Saft, Wasser, Plätzchen, Kaffee und Tee en masse - und am Donnerstagabend beim Empfang gab es Schnittchen und Pizza und eine leckere große Obstplatte ... Was will Student denn mehr? 
Ich war bei fünf Lesungen: Satu Taskinen (las aus ihrem Buch "Der perfekte Schweinsbraten") , Teresa Präauer ("Für den Herrscher aus Übersee"), Jurga Tumasonyté (2 Erzählungen", Petr Čichoň ("Schlesischer Roman") und Clemens Meyer (der wohl bekannteste von allen; er las aus "Im Stein").
Am meisten begeistert hat mich wohl Teresa; sie hat unglaublich gut vorgelesen - zwar fand ich den Inhalt ihres Buches jetzt nicht so mitreißend (es war ein wenig verwirrend, vermutlich müsste ich das Buch komplett lesen), aber sie hat Charakter und war die ganze Zeit sehr präsent. Versteht ihr was ich meine? 
Sehr witzig dagegen waren Satu und ihr Buch. Eine gelernte Vorleserin hatte den Abschnitt vorgetragen (Satu ist Finnin, wohnt zwar in Österreich, hat aber ihr dt. Werk nicht selbst vorgetragen sondern nur einen Abschnitt auf Finnisch) und das war auch nicht schlecht. Ihr Buch ist glaube ich unglaublich witzig und wäre mein Bücherstapel nicht gerade so unglaublich hoch, würde ich es sicherlich bald lesen. So muss es leider auf die Wartebank. 
Am Freitag standen Jurga und Petr auf meiner Liste: Jurga hat denselben Jahrgang wie ich und ich muss sagen: Du meine Güte, die hat es echt drauf! Die Litaurerin schreibt gerade an ihrem ersten Roman (dank eines Stipendiums) und von der Übersetzerin wurden zwei ihrer Erzählungen vorgelesen. Die erste handelte von einem operierten Mann, der nach Hause zurückkehrt und an Heiligabend stirbt und die zweite handelte von Seenixen die von Wissenschaftlerin untersucht werden. Klingt jetzt erst einmal weniger toll und nicht so spektakulär, aber glaubt mir, das war richtig gut. 
Petr entwickelte in seinem Buch drei Ebenen: Die erste Geschichte erzählt von zwei Tschechen, die sich auf den Weg nach Deutschland machen um hier zu arbeiten und Geld zu verdienen - die doppelte Staatsbürgerschaft macht es möglich; Deutsch können sie allerdings nicht. Die zweite Eben ist eine Liebesgeschichte zwischen einem der Schlesier aus der 1. Ebene und einer Frau und die 3. Ebene erzählt von Kamla, einem Architekten der unter Hitler gearbeitet hat (den hat es wohl auch wirklich gegeben). Zugegeben, den Zusammenhang habe ich nicht ganz verstanden, das ist auch sehr schwer bei einer halbstündigen Lesung, aber ich glaube das Buch ist sehr gut. 
Komme ich zu Clemens, der vielen wohl etwas sagen wird. Sein erster Roman "Als wir träumten" erschien 2006, er hat 2008 den Preis der Leipziger Buchmesse gewonnen und hat aus seinem neuen Roman "Im Stein" vorgelesen. Ich muss sagen, dass ich seine Art Vorzulesen nicht so gut fand, dafür war seine Art andere Geschichten zu erzählen sehr gut. So eine einstündige Lesung läuft ja folgendermaßen ab: Der Autor wird vorgestellt, dann wird ein wenig über das Buch, die Schreiberei gesprochen, dann wird vorgetragen. Entweder wird der Text an einem Stück vorgelesen oder es findet noch mal eine Pause dazwischen statt - weil es sich einfach anbietet. Zum Schluss wird wieder über das Werk oder den Autor gesprochen, Zuhörer dürfen Fragen stellen etc. Clemens war in diesen Pausen sehr gut, wo er nicht aus "Im Stein" vorgelesen hat - was ich von dem Buch halten soll weiß ich übrigens auch noch nicht. Im Vorgeplänkel, als das Buch vorgestellt wurde, fand ich dass es noch sehr gut klang - nun ja, ob die Ausführung so genial ist weiß ich jetzt wirklich nicht.
Sop, wenn ihr Euch jetzt bis hierhin vorgearbeitet habt - Glückwunsch! Das freut mich sehr. Vielleicht ist ja das eine oder andere für jemanden dabei. Ansonsten; googelt die Schriftsteller*innen und informiert Euch noch ein wenig weiter. Lohnen tut es sich in jedem Fall!


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