Warum ich nicht lobe

"Wenn bedingungslose Liebe und ehrlicher Enthusiasmus stets vorhanden sind, ist die Bemerkung 'Gut gemacht!' nicht notwendig; wenn sie fehlen, hilft 'Gut gemacht!' auch nicht." (Kohn 2016: 180)

Ganz zu Beginn meiner Reise in Richtung Bedürfnisorientiert, Unerzogen, Erziehungsfrei, Beziehung statt Erziehung - es ist nicht alles dasselbe, ist mir schon klar, aber ich möchte gerne hier eine gewisse Breite ansprechen - stolperte ich schon früh und auch sehr häufig über das Ding mit dem Loben. 
Weil, ganz ehrlich, der Punkt "Bestrafen ist nicht", das leuchtet sofort ein, aber "Loben ist auch nicht" - das verwirrt durchaus. Also mich, anfangs. Dann fing ich an, zu lesen. Und noch mehr zu lesen. Und zuzuhören. Und schon ganz bald war es mehr als klar, wieso, warum, weshalb! Besonders hilfreich war hierbei Alfie Kohn "Liebe und Eigenständigkeit", die inzwischen schon sechste Auflage: ist klar, wieso, ihr Lieben! Das ist ein SO gutes Buch.


Die Übergangszeit vom nicht-loben hat ein bisschen angehalten, denn es dauert, bis sich diese blöden Floskeln aus Hirn und Mund verabschiedet haben und sich dafür andere Dinge breit machen. Alfie bietet hier auch eine kleine Liste an von "Statt zu sagen ..." zu "Probieren Sie einmal ..." Für den Anfang ist das ausreichend, irgendwann, sobald eine gewisse Schwelle geschafft ist, dann läuft es von ganz alleine. Ich denke schon geraume Zeit überhaupt nicht mehr darüber nach, was und wie ich es sage.

Runtergebrochen ist es so: Ich lobe eine Aktion, eine Sache die mein Kind macht - das ist Manipulation. Und nicht nur das, es ist so, dass ich dabei nicht das Kind sehe, sondern seine Tätigkeit, seine Aktion.  Aber genau das möchte ich überhaupt gar nicht.

"Wie du bist, bist du perfekt" und "Du bist gut so wie du bist", das sagt doch alles aus. Warum lobe ich denn dann? Was für eine Hirnrissigkeit.

Ich möchte mein Kind sehen. Mein wundervolles, wunderbares, ganz und gar einzigartiges und absurd tolles Kind.

Und das ist jetzt natürlich wirklich nur ganz kurz und knapp und Alfie schreibt sehr ausführlich und noch viel mehr über das Thema "Lob und Kritik" und wieso warum weshalb es doof ist. Klar, verständlich, einfach nur gut zu lesen. Und informativ obendrein! 

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