Die zweite Elternzeit

Wie immer: eigentlich war alles anders geplant, aber so spielt das Leben. Manchmal hat man den einen oder anderen eigenen Einfluss, manchmal ... nicht.

EIGENTLICH sollte ich den Bachelorabschluss nun endlich in der Tasche haben und mindestens viele Bewerbungen und Gespräche hinter mir. Und am allerbesten eigentlich auch schon einen Job. Zumindest einen, der mit April beginnt.

Nun, viele viele Gründe und Monate später trifft es die Zahlen nicht ganz - aber immerhin ist ein Ende in Sicht - dem der Elternzeit, dem der Bachelorarbeit. Dafür kein Vollzeit-Kindergartenplatz für den Herbstjungen innerhalb einer absehbaren Zeit und eine "Mal-gucken-wie-das-Frühlingsmädchen-die-Betreuung-meistert"-Hoffnung.


Es mag durchaus schön sein, nur Elternzeit-Elternzeit zu haben. Also wirklich ohne irgendwas dabei herum. Ohne etwas, was einen Abschluss verlangt zu machen oder zu bekommen. Ich hatte das nicht, ich war durch und durch Studentin, die ganzen dreieinviertel Jahre über. Und hatte immer etwas zu tun. War häufig gut, eine Zeitlang schön, ab und zu auch nervig, überfordernt. 

Für wen die lange, zweite Elternzeit definitiv ein Reichtum, ein Segen, ein "Was für eine geile Idee bitte?!" war, ist der Herbstjunge. 


Man merkt jeden Tag und immer noch auf neuen Ebenen, wie sehr viel mehr er jetzt Jonas machen lässt. Sei es bezüglich des Windelns, des Anziehens, des Zubettbringens ... 

Es hat sich wirklich einiges getan, auch wenn es einige Monate gedauert hat; nur einer der Gründe, weshalb ich z.B. einen kürzeren Zeitraum nicht so erstrebenswert finde - auch wenn es natürlich häufig nicht anders geht. Es könnte aber natürlich auch mit unserer kleinen Auslandszeit zusammenhängen, dass es vor allem jetzt richtig gut klappt mit der Aufteilung. Bzw. seinem Verständnis von "Papa-Zeit".

Man bemerkt, er ist es jetzt anders gewöhnt. Wenn Jonas mittags mal nicht da ist, ist das für ihn ein Problem. Wenn ich abends dafür mal wieder weg bin, weniger. Es ist für mich eine unendliche Erleichterung und einfach nur toll zu sehen, wie viel mehr Bedeutung Jonas jetzt hat. Die Bindung ist sehr viel enger geworden und man merkt einfach, dass ich nicht mehr denselben Stellenwert habe wie noch vor drei Monaten. Das ist ein Gewinn für alle, so empfinde ich es.

Und damit es nicht zu Missverständnissen kommt: natürlich war die Bindung auch vorher gut. Natürlich war der Herbstjunge sehr traurig, wen Jonas auf Reisen war und wir nicht mit dabei. Natürlich hat es ihn beeinflusst, wenn der Tag lang war und Jonas erst nach Hause kam, wenn er geschlafen hat (auch wenn das zum Glück nicht häufig vorkam).

Ich plädiere jetzt einfach mal für mehr Elternzeit für beide Elternteile. Unsere Kinder sind nicht lange klein, sie wachsen so schnell, werden groß und größer. Ich meine, das Frühlingsmädchen ist schon über zehn Monate alt. ZEHN! 

Der Lütte ist über drei JAHRE. Die Tage können manchmal sehr, SEHR lang sein. Aber die Jahre sind es wirklich nicht.