Als Beispiel für so vieles

In der zehnten Klasse verloren wir als Jahrgang sehr plötzlich und unerwartet einen Mitschüler. Für mich war er das, ein Mitschüler aus der Parallelklasse. Für so viele andere um mich herum war er ein sehr guter Freund, ein Begleiter seit Kindertagen, der beste Kumpel.

Zur Beerdigung gingen die gesamten zehnten Schulklassen unserer Schule. Wir sollten uns alle am Grab verabschieden. Ich war in diesem Alter noch nie auf einer Beerdigung gewesen.

Ich hatte lange, blonde Haare. Sie waren mir zu hell für so einen traurigen Anlass und ich trug eine dunkle Mütze, weil ich fand, das würde besser passen.

Wir sollten immer zu mehreren ans Grab gehen. Ein Mitschüler sagte, er würde es mit mir machen, aber nur "wenn du diese Mütze abziehst".

Ich fühlte mich nicht verstanden. Ich wusste nicht, was das sollte. Konnte er nicht sehen, dass ...

Diese Situation steht für so viele Situationen davor, danach und inzwischen, die ich anders sehen kann. Die ich immer noch nicht verstehe, aber die ich manchmal nehmen kann, weil es mir zuviel Kraft kostet, es anders zu machen. Und manchmal, da merke ich auch nach 17 Jahren, dass ich es immer noch nicht verstehe.

So stehe ich manchmal inmitten der Gesellschaft, inmitten von Menschen, und verstehe sie nicht. Und niemand kann es mir erklären. Weil ich keine Worte dafür habe. Immer noch nicht und vielleicht auch niemals.

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