Die berühmten fünf Minuten

Auf Insta schrieb ich gerade heute und vor einigen Stunden noch so etwas wie "Die Stärken betonen. Unsere wie auch die unserer Kinder." Man ist viel zu sehr auf die Schwächen aus - immer und nie anders. Und die will man dann auch weg haben. Oder zumindest verschweigen. Etwas, weshalb ich der aufkommenden Bewerbungs- und hoffentlich auch Vorstellungsgesprächzeit mit Grauen entgegenblicke. Weil ich bin ehrlich. Von Haus aus. Von Person aus. Ich schreibe nichts in meinen Lebenslauf, was nicht wirklich so passier ist, ich beschönige nichts und bin eher der Mensch, der im zweifelsfall sagt, wenn sie unsicher ist: "Näha, danke bitte aber nöp." 

Der Herbstjunge hat nun ja auch lustige oder weniger lustige, sondern eher laute Anwandlungen. Wenn der geliebte ehemalige Tagesbruder etwa zum Spielen kommt oder umgekehrt er dorthin geht (mit mir im Schlepptau natürlich). Oder der Kindergarten morgens ruft. Oder allgemein der Hingang zu was auch immer, einem Ausflugsziel etwa. So lange es mit Menschen zu tun hat, braucht er fünf Minuten. Und ich weiß nicht, wieso auch immer, irgendwann scheint bei ihm dann "Klick" zu machen und er ist im Moment. Das dauert aber eben.


Wir nennen das inzwischen seine "fünf Minuten, die er benötigt, um in der Situation anzukommen."  

Und diese fünf Minuten können laut und sehr, sehr unangenehm sein. Für alle. Für uns, für ihn, für die Beteiligten. Es kann sein, dass er schreit, dass einem die Ohren abfallen. Seinen Frust, seine Wut, ich weiß es nicht. Dass er sagt: "Ich will aber nicht mit XY spielen." Dass er sich hinter und zwischen uns versteckt, dass er wegrennt, dass er handgreiflich wird ... 


Kann man sich jetzt überlegen, was die Stärke dabei ist. Dass er für sich einstehen kann vielleicht. Dass wir ihm diese Zeit zugestehen. Dass wir versuchen, ihm zu helfen, zu vermitteln, ihn vorbereiten auf diese anstehende Situation (was aber leider nicht sehr hilfreich ist). Dass wir gerade dort nicht versuchen, es zu unterbinden. Weil was bringt es ihm, was nützt es uns? Das Letzte, was ich will, ist, ihm das Gefühl zu geben, dass er nicht so fühlen darf. Dass er falsch ist. Dass er so nicht sein darf, warum auch immer. Weil sich das nicht so gehört? Weil das doof ist? Weil andere dumm gucken und ihren Senf dazu geben oder meinen, "helfen" zu müssen?

Krank, oder, dass man meint, dass andere der Ausschlag sind und nicht das eigene Kind!

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